Das Handeln reflektieren, das Selbst gestalten–Echos der Vita Activa

Teresa Grandits & Rastislav Podhorsky

7. Mai - 14. Juni 2024

Die Ausstellung "Das Handeln reflektieren, das Selbst gestalten", die Teil der Reihe "Jenseits des Daseins" ist, befasst sich mit dem philosophischen Diskurs, den Hannah Arendt in ihrem bahnbrechenden Werk "Vita Activa" angestoßen hat.

Die Ausstellung, in der Werke von Teresa Grandits und Rastislav Podhorsky zu sehen sind, dient als visuelle und konzeptionelle Auseinandersetzung mit Arendts Unterscheidung zwischen "vita activa" (aktives Leben) und "vita contemplativa" (kontemplatives Leben). Auf diese Weise erforscht die Ausstellung das dynamische Wechselspiel zwischen Selbstreflexion und politischem Handeln, das Arendt als grundlegend für das Verständnis und die Gestaltung der menschlichen Existenz ansieht. Die Ausstellung soll die Überzeugung unterstreichen, dass Kunst nicht nur ein Spiegelbild des Lebens ist, sondern die philosophische und politische Landschaft unserer Zeit aktiv mitgestaltet.


Arendts "Vita Activa", erstmals 1958 veröffentlicht, kategorisiert die menschlichen Aktivitäten methodisch in drei grundlegende Typen: Arbeit, Werk und Handlung. Dieses dreiteilige Schema ist für Arendts Philosophie von zentraler Bedeutung, da es zwischen den Aspekten des menschlichen Lebens unterscheidet, die biologische Notwendigkeiten aufrechterhalten, dauerhafte Artefakte schaffen und sich mit den einzigartig menschlichen Fähigkeiten des Sprechens und Handelns befassen. Arendt betont die öffentliche Sphäre als den Bereich des Handelns, in dem Individuen ihre Handlungsfähigkeit geltend machen und ihre Welt kollektiv gestalten. " Das Handeln reflektieren, das Selbst gestalten " knüpft direkt an diese philosophischen Grundlagen an und fordert die Betrachter auf, die Rolle der Selbstbeobachtung sowohl in ihrem öffentlichen Engagement als auch in ihren privaten Reflexionen kritisch zu untersuchen.

In der Ausstellung setzen Teresa Grandits' Installationen wie "Ratio I" und "Nodus III" Textilien und strukturierte Formen ein, um symbolisch die Konstruktion und die Zwänge von Identität zu hinterfragen. Grandits' Verwendung von Kleidungsstücken, die vor einem minimalistischen Hintergrund aus industriellen Metallgittern angeordnet sind, fordert nicht nur die ästhetischen Erwartungen des Betrachters heraus, sondern regt ihn auch dazu an, über die soziopolitischen Strukturen nachzudenken, die persönliche und kollektive Identitäten formen. Diese Arbeiten verkörpern Arendts Vorstellung vom öffentlichen Raum als dem "Raum des Scheins", in dem der Einzelne seine Identität durch Interaktion offenbart und so eine kritische Reflexion über die äußeren Kräfte, die uns formen, ermöglicht.


Ergänzend zu Grandits' abstrakten und architektonischen Formen bietet die Kunst von Rastislav Podhorsky eine ergreifende Erforschung der inneren Prozesse, die die menschliche Identität formen. Seine introspektiven Kunstwerke, wie das stimmungsvolle "Pepper after absence", halten einsame Momente der Reflexion fest. Diese Werke schwingen in Arendts Konzept der "vita contemplativa" mit und unterstreichen die Bedeutung der inneren Einkehr bei der Bildung der eigenen Identität und des kontemplativen Rückzugs, bei dem die persönliche Selbstbeobachtung zu tiefgreifenden politischen und sozialen Einsichten führen kann.

Die Dialektik, die Arendt vorschlägt - zwischen den sichtbaren, gemeinschaftlichen Handlungen in der öffentlichen Sphäre und den einsamen, reflektierenden Gedanken im privaten Bereich - wird in diesem künstlerischen Dialog anschaulich zum Leben erweckt. Es ist eine komplexe Reise, die den Betrachter dazu einlädt, von Grandits Erkundung der gesellschaftlichen Auswirkungen auf das Selbst zu Podhorskys intimen Darstellungen der persönlichen Introspektion überzugehen. Dieser Erzählfluss ermutigt zu einer tieferen Auseinandersetzung mit Arendts Ideen und veranschaulicht die gegenseitige Abhängigkeit von Handlung und Reflexion bei der Gestaltung des menschlichen Daseins.


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