Aktuelles

Jenseits des Daseins: conditio humana und das Streben nach sinnvollem Handeln

10. September - 18. Oktober 2024

Beneath the Surface: Mapping the Scars of Colonial Power

Louise Deininger

8. August - 6. September, 2024

"Europas Füße: In Mythos et Lascivia" - Eine Erkundung von erotischer Mythologie, Liebe, Lust und Zustimmung

Tin Trohar

26. Juni - 2. August 2024

Inneres und Äußeres–Handlungslandschaften der vita activa

Linda Berger & Edelgard Gerngross

7. Mai - 14. Juni, 2024

Das Handeln reflektieren, das Selbst gestalten–Echos der vita activa

Teresa Grandits & Rastislav Podhorsky

26. März - 2. Mai, 2024

Verkörperte Politik: Frauen, Macht und öffentliches Leben

Emma Hartvig & Bára Prášilová

Jenseits des Daseins Serie

Jenseits des Daseins: conditio humana und das Streben nach sinnvollem Handeln" bildet den konzeptionellen Rahmen für eine Reihe von acht Ausstellungen, die die Essenz von Hannah Arendts bahnbrechendem Werk "Vita activa", einem Klassiker der politischen und sozialen Theorie, der erstmals 1958 veröffentlicht wurde, aufgreifen. Als wegweisende Philosophin beschäftigte sich Arendt eingehend mit den grundlegenden Tätigkeiten, die das menschliche Dasein ausmachen: das Triptychon von Arbeiten, Herstellen und Handeln; das Private, das Soziale und das Politische; das Urteilen, Wollen und Denken.  

Diese Serie von acht Ausstellungen dient als Plattform, um diese Tätigkeiten im zeitgenössischen Kontext durch eine Verbindung von Medien und künstlerischen Perspektiven neu zu bewerten. Im Rahmen dieses erweiterten Konzepts tauchen wir in die facettenreiche Erforschung der grundlegenden Aktivitäten ein, die das menschliche Dasein ausmachen, enthüllen ihre Komplexität und laden zur kritischen Reflexion über unsere Art der Weltgestaltung ein.


 Im Zentrum von „Vita Activa" steht Arendts komplizierte Unterscheidung zwischen der vita activa, das tätige Leben, und der vita contemplativa, dem kontemplativen Leben. Sie beschrieb drei primäre Aktivitäten, welche die vita activa ausmachen: Arbeit, Herstellen und Handeln. Die Arbeit umfasst die biologischen Prozesse, die für die Aufrechterhaltung des Lebens notwendig sind, wie Essen und Schlafen. Arbeit bezieht sich auf die Schaffung dauerhafter Objekte, die den Arbeitsprozess überdauern, einschließlich Gebäuden, Werkzeugen und Kunstwerken. Handeln, der Höhepunkt menschlichen Engagements in Arendts Schema, umfasst den Bereich des Sprechens und des Handelns, in dem Individuen zusammenkommen, um die gemeinsame Welt durch kollektive Überlegungen und politische Beteiligung zu gestalten. 

Da das Handeln einen öffentlichen Raum benötigt, um sich vom privaten Bereich des oikos zu unterscheiden, erfordert es die Zusammenkunft im öffentlichen Raum der polis. Die polis ist nicht im Sinne des altgriechischen Stadtstaates, eines physischen Ortes oder gar einer Institution zu verstehen, sondern, wie Arendt formuliert: "im weitesten Sinne des Wortes, nämlich als der Raum, in dem ich den anderen so erscheine, wie die anderen mir erscheinen". Die Polis kann also als Ereignis verstanden werden, das eine konkrete und autonome Zone der künstlerischen Freiheit für die Handlungs- und Sprachfähigkeit des Einzelnen bildet. Wenn Displays, Ausstellungen und Texte öffentliche Diskussionen initiieren, sind diese Formate als politisch zu verstehen und rücken somit den Raum der Galerie in den politischen Handlungsraum. 

Durch ein vielfältiges Spektrum an Kunstwerken versucht "Beyond Existence", die Bedeutung dieser Aktivitäten in der heutigen Gesellschaft zu erforschen. Von den alltäglichen Routinen bis hin zu gewaltigen Narrativen von Geschichte und Politik bietet die Ausstellung eine facettenreiche Erkundung des menschlichen Einsatzes in seiner gesamten Komplexität. 

Das übergreifende Programm von "Beyond Existence“ bewegt sich zwischen Themen der politischen Dimension des Frauseins (I.), der menschlichen Fähigkeit zur Introspektion und Selbstreflexion (II.), dem Verhältnis von inneren und äußeren Landschaften (III.), durchlässigen und fließenden Identitäten (IV.), dem ontologischen Bedürfnis nach Spiritualität (V.), dem Umgang mit Schmerz und Trauma (VI.), über immanente Voraussetzungen des Miteinanderseins wie Sprache und Schrift (VII.), bis hin zur Auseinandersetzung mit einer mehr und mehr von Technik bestimmten Gegenwart und Zukunft (VIII.). 

Das Konzept zielt darauf ab, einen Beitrag zu laufenden Gesprächen über die Natur des menschlichen Daseins, über Handlungsfähigkeit und kollektive Verantwortung in der heutigen Welt zu leisten.